Mühlenrunde 2018

 

Allens dreiht sick …

 

Die Ausfahrt am 8. Juli beginnt um kurz nach 10 Uhr mit einem zufriedenen Lächeln in „Teichis“ Gesicht: 12 Fahrzeuge – vom 1984er Polo und 80er BMW 635 CSi über VW Käfer Cabrios und MGB GT aus den 70ern bis zum 1961er Borgward P 100 und 1957er Rollce Royce Silver Cloud reicht die Bandbreite, deren Besitzer seinem Aufruf am Stammtisch in Wochenmitte gefolgt sind. Diesmal ist „Mühlenrunde“ angesagt; unter dem Motto „ Drei Mühlen in Bewegung“ (nein, wir haben keine „Rostmühlen“ unter unseren Oldtimern – alle sind in technisch gutem Zustand und für heute herausgeputzt !) haben wir nacheinander die Wassermühlen in Moisburg, Holm und Karoxbostel als Blechkarawane angesteuert und „in action“ besichtigen können.

 

Bei strahlendem Sonnenschein beginnt für mich beim Betreten der Moisburger Mühle (*1379) das Erlebnis mit einer Enttäuschung: Zwar rauscht der Bach trotz wochenlanger Sommertrockenheit vernehmlich durch das Wehr, um das große Mühlrad anzutreiben; aber: Drinnen klappert nichts ! (Das Kinderlied aus meiner Jugend hatte ich als Ohrwurm schon bei der Anfahrt im Kopf.) Müllermeister Ronald Doll taucht mit verschmitztem Lächeln unter dem großen Zahnrad hervor und kann mich beruhigen: Nach ein paar Handgriffen klappert der Rüttelschuh (schräges Brett ähnlich einer Schütte, über einen Exzenter-Nocken bewegt oder über eine quadratische Achse rhythmisch angeschlagen) und lässt ein paar Restkörner Richtung Mahlsteine wandern – ich bin zufrieden. Professor Wiese schöpft aus seinem riesigen Wissensschatz über die Zeitgeschichte der ehemaligen Wasserburg mit angeschlossener (Zwangs-) Mühle und meine Kuchengabel taucht derweil lustvoll in die achtstöckige Erdbeer-Sahne-Torte – welch‘ himmlisches Vergnügen !  Ein paar frisch gebackene Mühlenbrote wandern (käuflich erworben) in mitgebrachte Baumwollbeutel und weiter geht’s zur

 

Holmer Mühle (* 1567). Auch hier gibt es wieder Informationen aus kundigem Mund und endlich kann ich in eine Scheibe Mühlenbrot mit Mettwurstbelag beißen: Toller Geschmack weicht rascher Ernüchterung ! Beim Kauen der stabilen Rinde denke ich noch kurz an einen Stein im Mund, aber es handelt sich dann doch um einen (ausgebrochenen) Eckzahn meines Oberkiefers ! (Mein Zahnarzt in Eimsbüttel freut sich sicher auf das Wiedersehen.)

 

Das abschließende Tages-Highlight ist dann die Karoxbosteler Mühle (*1438): Leute, was habt ihr bloß in wenigen (sechs) Jahren aus einer Ansammlung verfallender Gebäude gezaubert !? Das wassergetriebene Sägegatter rattert im Nebengebäude und zerlegt einen kapitalen Eichenstamm in ansehnlich dicke (Längs-) Scheiben; im Wirtschaftsgebäude kommt man von den liebevoll eingerichteten Räumen (z.B. Trauzimmer, Küche, Hausdiele, Tenne) erst nach langer Besichtigung wieder los; das kühl wirkende Ambiente des ehemaligen Schweinestalls birgt eine interessante Kunstausstellung; der Butterkuchen aus dem Lehmofen im Backhaus duftet, leise flüsternd, er sei kalorienarm und gesund, und ein Heer auskunftbereiter Helfer im schwarzen Vereins-Outfit hält den Betrieb geduldig in Schwung – ich bin total begeistert !

 

Natürlich stoßen auch unsere im Rund verteilten Oldtimer auf reges Interesse und schließlich rollen wir (singulär) wieder in die heimatlichen Garagen, um allmählich die zahlreichen, neuen Eindrücke zu verarbeiten.

 

Rainer Borgwardt

 

 

 

Nachträge:

 

1.      Sicherlich hätte ich auch den bereitgestellten, kostenlosen, roten Doppeldecker-Bus nutzen können, aber aus dem Kofferraum meines Autos labte mich wiederholt kalorienfreie Cola aus einem kleinen, elektrischen Kühlschrank.

 

2.      Unsere geliebte Horster Mühle (*1529), dessen Mühlrad über einen Generator den Strombedarf des Wohnhauses deckt, habe ich einen Tag später bei einem Abendessen besucht.